Drogenhotspot in Halle: Sicherheitsmitarbeiter mit Messern und Flex angegriffen

In der Südlichen Innenstadt von Halle kam es in der Nacht zu Montag zu einem Angriff auf Sicherheitskräfte. Mehrere Männer attackierten die Securitys mit Messern und einer Flex, konnten jedoch abgewehrt werden. Der Einsatzort ist bekannt als Drogenhotspot.

Polizeieinsatz an der Willy-Brandt-Straße in Halle. Ein Hinterhof an der Straße gilt als Drogen-Hotspot. Nun wurden Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes angegriffen. Foto: MZ Halle

Halle (Saale)/MZ – Sie wollten für Ruhe und Ordnung sorgen und wurden Opfer eines brutalen Übergriffs. Mehrere Mitarbeiter vom Sicherheitsmanagement Halle kamen in der Nacht zum Montag in einem Hinterhof in der Willy-Brandt-Straße zum Einsatz.

Der Hof der nur unweit vom Riebeckplatz entfernt liegt, gilt als Drogenhotspot und soll nach Angaben von Anwohnern seit rund einem Monat von der Sicherheitsfirma überwacht werden, um den offenen Drogenkonsum und Betäubungsmittelhandel im Umfeld der Mieter wirksam einzudämmen.

In einem Hinterhof in der Südlichen Innenstadt in Halle wurden Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes angegriffen. Die Polizei war mit mehreren Streifenwagen im Einsatz. (Foto: MZ Halle)

Als die Sicherheitsmitarbeiter am späten Sonntagabend gegen 23 Uhr im Innenhof eine verdächtige Person festgestellt haben und diese kontrollieren wollten, eskalierte die Situation.

Gewalt am Drogen-Hotspot in Halle eskaliert: Security angegriffen

Aus einem direkt angrenzenden Lokal stürmten mehrere, von der verdächtigen Person, herbeigerufene und bewaffnete Männer auf die Sicherheitsmitarbeiter zu. Nur unter dem Einsatz eines Pfeffersprays konnten die Securitys den Angriff abwehren. Sie blieben unverletzt.

Großeinsatz an der Willy-Brandt-Straße in Halle: Damit die Täter nicht durch die Hintertür aus dem Lokal flüchten, stellte die Polizei kurzerhand einen Streifenwagen davor. (Foto: MZ Halle)

Durch das Pfefferspray wurden zwei der Angreifer verletzt und mussten vom gerufenen Rettungsdienst behandelt werden. Bei allen Tatbeteiligten Angreifern handelte es sich nach MZ-Informationen um Personen mit Migrationshintergrund.

Zwei Straßen ein Problem

Ärger um Müll, Lärm und Ratten in Halle-Neustadt

In Halle-Neustadt wächst wieder der Unmut gegenüber Familien aus Osteuropa. Müll, Ratten und Lärm sind im Braunschweiger Bogen und im Wippraer Weg an der Tagesordnung.

Zwei Straßen, ein Problem: Familien aus Osteuropa sorgen in Neustadt für Unmut bei der Bevölkerung. Foto: Marvin Matzulla
Es sind die gleichen Bilder wie vor Jahren in der Silberhöhe, der Schlosserstraße und im Südpark. Nun im Braunschweiger Bogen und im Wippraer Weg in Halle-Neustadt. Ratten, Müll, Lärm und Dreck. Es geht um Familien aus Osteuropa, vornehmlich aus Rumänien und Bulgarien, die in zwei Straßen in Halle-Neustadt Einzug gehalten haben.

Über drei Jahre Probleme im Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt

Im Braunschweiger Bogen ist es mittlerweile ein seit drei Jahren anhaltendes Problem. Die MZ berichtete bereits mehrfach über die zwei sanierten Wohnblöcke am Rand von Nietleben. Der Verwalter Casa Con aus Kabelsketal versprach im Januar 2023, dass bald eine Besserung eintreten werde. Getan hat sich seither aber nicht viel.

Weiterhin wird auf den Grundstücken wild gegrillt und Feuer angezündet. Polizei- und Ordnungsamtseinsätze sind die Regel statt die Ausnahme. Auch ein florierender Autohandel soll sich in einem Innenhof des Braunschweiger Bogens etabliert haben. Doch hat der Verwalter wirklich nichts getan? Wie Christian Dichtl von Casa Con mitteilt, hat man seit der Verwaltungsübernahme 25 Wohnungen wieder in Besitz genommen. Weitere 36 Räumungen seien aktuell bei Gericht anhängig.

Verwalter Casa Con will im Braunschweiger Bogen durchgreifen

Man sei gewillt, durchzugreifen. So sei das Grillen grundsätzlich untersagt. „Der Sicherheitsdienst setzt hier die Hausordnung und die Vorgaben der Verwaltung um. Die Mieter aus dem Haus können die bekannte Telefonnummer des Sicherheitsdienstes rund um die Uhr anrufen. Die Hausmeister entsorgen regelmäßig den Unrat und den Grill“, so Dichtl weiter.

Doch Casa-Con-Mieter, die die Hotline wählen, gibt es offenbar sehr wenige, denn gestört fühlen sich vor allem die Mieter aus den direkt angrenzenden Wohnblocks der beiden Problemhäuser. „Wir haben hier keinen Sicherheitsdienst, den wir anrufen können. Und in dem Haus wohnen doch kaum bis gar keine normalen Mieter mehr, also wer soll da den Sicherheitsdienst anrufen?“, so ein Anwohner. Deshalb bleibe nur noch der Anruf beim Ordnungsamt oder der Polizei.

Ordnungsamt und Polizei sind Dauergäste im Braunschweiger Bogen

Die Einsatzzahlen der Behörden im Braunschweiger Bogen sind hoch. 2022 war das Ordnungsamt nach Angaben der Stadtverwaltung noch 365 Mal präventiv vor Ort. 190 Mal habe es Beschwerdeanrufe gegeben. Im Jahr 2023 zeigte das Ordnungsamt schon 430 Mal Präsenz. Zudem klingelte es 316 Mal, weil Mieter sich belästigt fühlten.

„Die Beschwerden bezogen sich auf verschiedene ordnungsrechtliche Verstöße, insbesondere widerrechtliche Lagerung von Abfällen, unzulässigen Lärm, Parkverstöße und unerlaubte Sondernutzung durch stillgelegte Fahrzeuge“, so Stadtsprecher Drago Bock. Auch die Polizei ist regelmäßig an den Problemblöcken zu Gange. Für 2022 sind 80 Einsätze vermerkt, 2023 99 – in diesem Jahr musste die Polizei schon 17 Mal zum Wohngebiet ausrücken.

Illegaler Bezug von leerstehenden Wohnungen?

Verwalter Dichtl erklärt die hohen Einsatzzahlen so: Das Verhalten der Mieter und der beauftragte Ordnungsdienst würden dazu beitragen, dass alle festgestellten Verstöße angezeigt wurden. Einen Zuzug von Störenfrieden, der nach Angaben von Anwohnern nach wie vor noch stattfinden soll, weist Dichtl indes von sich.

„Zuzug erfolgt nicht im Rahmen einer Neuvermietung. Eigenbezug von Wohnungen wird immer zur Anzeige gebracht. Wir vermieten schon seit Monaten nicht mehr neu. Müll wird von Bewohnern selbst auf das Grundstück geworfen oder dort entsorgt.“ Man sei der Hoffnung, dass mit der Durchsetzung der Räumungsverfahren „auch hier eine Besserung zu spüren ist“.

Zum florierenden Autohandel sagt die Stadt: Im Braunschweiger Bogen seien derzeit 13 Gewerbe angemeldet, darunter ein Gewerbe der „Fahrzeugüberführung“. Laut Dichtl soll es so einen Fahrzeugdienst nicht auf seinem Grundstück geben. „Der beschriebene Innenhof gehört nicht uns. Die Parkplätze und Wege dahinter sind nicht unsere. Unser Haus ist ein reines Wohnobjekt. Eine gewerbliche Nutzung ist nicht gestattet und wird von uns auch nicht gestattet“.

Die gleichen Probleme auch im Wippraer Weg in Halle-Neustadt

Ein ähnliches Bild zeichnet sich indes seit nunmehr über einem Jahr im anderthalb Kilometer entfernten Wippraer Weg ab. Müllberge, Ratten, Dreck und Lärm nehmen auch hier zu. Hier ist der aktuelle Verwalter die Ivere Property Management GmbH aus Gera. Eine Anfrage zu den Zuständen in dem Wohnblock und dessen Umfeld ließ das Unternehmen bisher unbeantwortet. Doch auch hier gehören Polizei und Ordnungsamt zu den Dauergästen.

Abgelegter Sperrmüll im Wippraer Weg in Halle-Neustadt. (Foto: Marvin Matzulla)

Der Bereich Wippraer Weg 1 und 2 wird seit geraumer Zeit regelmäßig zu unterschiedlichen Tageszeiten kontrolliert. Im Zusammenhang mit einem Brand im Oktober 2023 wurde das Objekt teilweise evakuiert und beräumt. Seitdem fanden verstärkte Kontrollen statt. Allein im Jahr 2023 war das Ordnungsamt zu 118 anlassbezogenen Einsätzen vor Ort, teilt die Stadt mit.

Sperrmüll liegt seit Wochen vor einem Wohnblock im Wippraer Weg. (Foto: Marvin Matzulla)

Doch die Stadt sagt auch, dass bei der Feststellung von Sperrmüll jeweils der Eigentümer oder der Verwalter unter Fristsetzung zur Entfernung aufgefordert werde. Folge er der Anordnung nicht innerhalb der gesetzten Frist, kämen Zwangsmittel wie Zwangsgeld oder auch Ersatzvornahme in Betracht. Das sei auch schon passiert.

Ziel sei es, eine Häufung von Müll oder Sperrmüll auszuschließen. Hier seien insbesondere Einwohner und Eigentümer in der Verantwortung. Das suggestiv und reflexartige „Zeigen“ auf die Stadt, die sich immer und sofort um „alles“ zu kümmern habe, sei hier unangemessen.

Zum Rattenproblem sagt die Stadt: Festgestellter Müll müsse unverzüglich entfernt werden. Gemäß der Schädlingsbekämpfungsverordnung sei immer der jeweilige Grundstückseigentümer für die Schädlingsbekämpfung zuständig.

Lage im Wippraer Weg in Halle-Neustadt: Hier fühlen sich die Ratten besonders wohl. (Foto: Marvin Matzulla)
Der Fachbereich Gesundheit der Stadt fordere die Eigentümer der Liegenschaft auf, die Ursachen für den Rattenbefall zu ermitteln, zu beseitigen und Maßnahmen zur Bekämpfung einzuleiten. Bei den genannten Objekten hat die Stadt auf ihren Flächen eine Rattenbekämpfung in Auftrag gegeben.

Polizei hebt Keller mit Diebesgut aus / 6-stündiger Polizeieinsatz im Braunschweiger Bogen

Die Polizei war am Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt zu einem sechsstündigen Einsatz ausgerückt. Das sind die Hintergründe.

Sechs Stunden lang war die Polizei am Braunschweiger Bogen aktiv. (Foto: Marvin Matzulla)

Verdächtige Aktivitäten in einem Keller riefen am Mittwochabend die Polizei am Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt auf den Plan. Es folgte ein stundenlanger Einsatz der Beamten, auch ein Polizeitransporter rückte schließlich an.

Einsatz im Braunschweiger Bogen: Hochwertige Werkezeuge sicher gestellt

Nach Angaben der Polizei Halle sind die Beamten gegen 20.30 Uhr zu dem Block in Halle-Neustadt gerufen worden und waren am Ende bis 2 Uhr dort im Einsatz. In einem Keller sollte verschiedenes Diebesgut lagern. Die Polizei wurde schnell fündig. Motorsensen, Fahrräder und eine größere Anzahl hochwertiges Werkzeug ist nach und nach in den Transporter der Polizei gebracht und sicher gestellt worden.

Hochwertige Werkzeuge wurden in einen Polizeitransporter geladen. (Foto: Leserfoto)

„Überprüfungen zu den Eigentumsverhältnissen der sichergestellten Gegenstände dauern ebenso wie die Ermittlungen an, daher ist noch keine konkrete Zuordnung von möglichen Straftaten erfolgt“, sagte die Polizei am Donnerstag auf MZ-Anfrage.

Immer wieder Probleme in Problem-Block im Braunschweiger Bogen

In dem Wohnblock, der überwiegend von Personen aus Rumänien und Bulgarien bewohnt wird, ist es in der Vergangenheit immer wieder zu verschiedenen Einsätzen von Polizei und Ordnungsamt gekommen.

Einbruch Magdeburger Straße 27 (Ehemaliges Bürogebäude)

Die Polizei war am Dienstagabend in Halle im Großeinsatz. In einem leerstehenden Bürohaus wurden Einbrecher vermutet.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. (Foto: Marvin Matzulla)

Fünf große Wagen der Landesbereitschaftspolizei waren am Dienstagabend in der Magdeburger Straße in Halle notwendig, um ein ehemaliges Bürohaus zu durchsuchen. Wie die MZ erfahren hat, haben kurz zuvor Einbrecher das Objekt heimgesucht und lösten einen Alarm beim Sicherheitsdienst aus. Dieser war neben der Polizei nach nur wenigen Minuten vor Ort.

Die Täter drangen nach ersten Erkenntnissen durch ein Fenster in das Haus ein und zerstörten im Objekt eine Überwachungskamera, die die Einbrecher noch aufgezeichnet hat. Eine Absuche im gesamten Haus blieb erfolglos. Noch vor dem Eintreffen der Beamten und des Sicherheitsdienstes waren die bisher unbekannten Einbrecher wieder verschwunden. Die Polizei ermittelt.

Auf Streife mit dem Wachschutz

Auf Patrouille in Halle-Neustadt: Ein exklusiver Blick auf den Wachschutz

Das hallesche Wachschutzunternehmen Sima zeigt im Auftrag von Vermietern Präsenz in Halle-Neustadt. Wie ihre Präsenz zur Verbesserung der Sicherheit und Sauberkeit in Wohngebieten beiträgt.

Samstagabend in Halle-Neustadt: Die Wachleute Dima Jelzow, Susanne Busch und Salman Khalimow sind in der Richard-Paulick-Straße unterwegs. (Foto: Marvin Matzulla)

Wenn Dima Jelzow und Salman Khalimov etwas gar nicht mögen, ist es einfach abgestellter Sperrmüll – weder in den Hausfluren der Neustädter Wohnblocks, die sie im Auftrag von Vermietern im Auge haben, noch auf den Grünflächen davor. Dabei gehe es zum einen um den Brandschutz, sagt Dima Jelzow. Seit das Unternehmen Sicherheitsmanagement Halle GmbH (Sima) mit dem Wachschutz beauftragt wurde, gebe es deutlich weniger Brände in Kellern oder Fluren. Zum anderen gehe es darum, dass sich die Bewohner wohler fühlen, wenn sich vor ihren Häusern keine wilden Müllablageflächen befinden.

Wachschutz im Einsatz: Brandschutz und Ordnung

Unterwegs sind die Wachleute unter anderem für den Vermieter Grand City Property (GCP), zu dessen Bestand in Neustadt 2.800 Wohnungen gehören. „Wir legen großen Wert darauf, allen Bewohnern ein gutes Zuhause zu geben und auch den Bürgern in der Nachbarschaft ein sauberes, gepflegtes und sicheres Wohnumfeld zu bieten“, sagt GCP-Sprecherin Teresa Staill.

Um dieses Ziel zu erreichen, habe man sich 2019 entschlossen, für einen Teil der Neustädter Bestände den Security-Service zu beauftragen. Die Sprecherin zieht eine positive Zwischenbilanz: „Seither haben wir die Maßnahme beobachtet und ausgewertet, inklusive Feedback unserer Mieter. 

Positive Bilanz des Sicherheitsdienstes

Das übereinstimmende Ergebnis: Sicherheit und Sauberkeit haben sich seit Einführung des Sicherheitsdienstes erheblich verbessert.“ Dadurch könnten auch Kosten gespart werden, die sonst möglicherweise für die Mieter entstanden wären. „Die Maßnahme hat sich demnach bewährt und wird auch zukünftig fortgeführt, um die erreichten Verbesserungen nachhaltig zu stabilisieren“, kündigt die Sprecherin an.

Wachschutz in Halle-Neustadt: Kontrollgang: In den Hausfluren darf kein Sperrmüll herumstehen. (Foto: Marvin Matzulla)

Konkret fahren die Wachleute zweimal pro Nacht einen Wohnblock für Streifengänge an, wie Sima-Einsatzleiter Thomas Morgner berichtet. „Wir sind dafür da, für Ruhe und Ordnung unter den Mietern zu sorgen.“ Und das durchaus mit Erfolg, wie auch er resümiert.

Nächtliche Streifengänge für Sicherheit

Das beinhalte auch, dass die Mieter die Wachleute rufen können, etwa wegen Ruhestörung in der Nachbarschaft. Mancher greife in den Nachtstunden auch wegen eines Rohrbruchs zum Telefon, berichtet Dima Jelzow. In diesem Fall müsse man zwar an den handwerklichen Notdienst verweisen, aber es gebe erst einmal eine Kontaktperson.

Das empfindet auch Peter Denkewitz, in der Otto-Dix-Straße zu Hause, als beruhigend. „Wir haben immer Ansprechpartner“, sagt er. „Das ist gut für uns Mieter.“ Weil er auch andere Zeiten in seinem Wohnhaus kennt, hat er den Wachleuten erst neulich ein vorfristiges Geschenk zum Nikolaus gemacht, und er ist auch jemand, der ihnen in eisigen Winternächten schon mal eine heiße Tasse Tee anbietet.

Herausforderungen und Erfolge des Wachschutzes

Auf so viel Gegenliebe stößt der Einsatz der Wachleute nicht immer, wie Dima Jelzow berichtet. Am Braunschweiger Bogen sei es deutlich schwieriger. In den Blocks leben viele Menschen aus Bulgarien und Rumänien, und es gebe dort immer wieder Probleme, manchmal ziehe ein Gegenüber ein Messer, sagt der Wachschützer.

Demoliert: eine Haustür im Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt. (Foto: Marvin Matzulla)

„Wir sind auch schon mit Messern bedroht worden.“ Aber es zeige eben auch Erfolge, Präsenz zu zeigen – und da müssten die Wachleute konsequent sein, um sich Respekt zu verschaffen. Etwa, wenn es darum gehe, Mieter aufzufordern, nicht vor dem Haus zu grillen.

Einfach unverrichteter Dinge abziehen komme da nicht in Frage, sagt Jelzow. „Andere Mieter gucken aus dem Fenster, würden das sehen und uns nicht ernst nehmen.“

Eigenschutz und Kompetenzen des Wachpersonals

Zum Eigenschutz sind die Wachleute, die übrigens auch in Erster Hilfe ausgebildet sind und im Auftrag von Vermietern Menschen aus steckengebliebenen Fahrstühlen retten können, mit Schlagstöcken und Reizgas ausgerüstet.

Für ihre Einsätze gilt das sogenannte Jedermannsrecht: Sie dürfen ihnen unbekannte Personen nach Straftaten festhalten, bis die Polizei eintrifft und deren Identität feststellen kann.

Einsamer Tod im Hochhaus

Einsamer Tod im Hochhaus - Was Nachbarn über den Verstorbenen erzählen

Nach dem Fund eines verwesten Leichnams in Halle wird weiter ermittelt. Nachbarn beklagen anonymes Nebeneinanderherleben.

Vier Aufgänge, mehr als 160 Wohnungen: In diesem Neustädter Block ist ein 56-Jähriger erst Tage nach seinem Tod gefunden worden. Fotos: Marvin Matzulla

Die Frau am Müllcontainer weiß am Mittwochvormittag sofort, von wem die Rede ist. Gerade hat sie sich mit einer Nachbarin aus dem Elfgeschosser in der Neustädter Otto-Dix-Straße über den Mann unterhalten, dessen Leichnam am Montagabend abgeholt worden ist. Der Tote muss schon mehrere Tage in seiner Wohnung im Erdgeschoss gelegen haben. Beißender Verwesungsgeruch im Treppenhaus hatte den Sicherheitsdienst auf den Plan gerufen, die alarmierte Feuerwehr öffnete schließlich die Tür zu der Wohnung, in der der 56-Jährige nach MZ-Informationen zu Hause war.

„Schlimm!“ Die 83-jährige Nachbarin, seit 1970 in dem Hochhaus zu Hause, schüttelt den Kopf. Auch der Verstorbene habe seit vielen Jahren in dem Block gelebt, anfangs mit Frau und Kind, nach der Scheidung allein mit dem Sohn, der längst erwachsen und ausgezogen sei. Später habe sie ihn oft mit seiner Freundin gesehen, erzählt die Nachbarin, bis auch diese Beziehung wohl zerbrochen sei. Dass er ansonsten Besuch bekommen hätte, sei ihr nicht bekannt. Sie könne aber nichts Schlechtes über den Mann sagen, betont sie. Er habe immer freundlich gegrüßt und sei auch arbeiten gegangen.

Mehr allerdings wisse sie auch nicht, und das sei in dem Haus nicht ungewöhnlich. Die Altmieter, viele wie sie bald nach Fertigstellung des Hauses 1969 eingezogen, seien häufiger in Verbindung, zu anderen gebe es eigentlich keinen engen Kontakt. Man lebe eher so nebeneinander her. 

Otto-Dix-Straße 2: In diesem Aufgang hat der Mann gewohnt. (Foto: Marvin Matzulla)

Einen zunehmenden Trend zur Anonymität in der Nachbarschaft kann Thomas Morgner, Einsatzleiter bei der Firma Sicherheitsmanagement Halle, dennoch nicht bestätigen. Seit knapp fünf Jahren laufen Mitarbeiter des Unternehmens im Auftrag von drei Hausverwaltungen in mehreren Neustädter Blocks Streife, auch in der Otto-Dix-Straße. „Es gibt die, die aufgeschlossen sind und Kontakt zu vielen halten“, sagt er. „Andere sind wirklich allein, oft aber auch, weil sie niemanden an sich heranlassen.“ Das seien allerdings nicht die meisten, hat Morgner beobachtet. Und doch komme es immer wieder vor, dass jemand unbemerkt versterbe. Auch in dem Elfgeschosser in der Otto-Dix-Straße: An den Zeitpunkt könne er sich nicht genau erinnern, sagt der Einsatzleiter.

Vor vier, fünf Jahren aber sei in dem Haus bereits ein vor längerer Zeit verstorbener Mieter gefunden worden. Und erst vor einigen Monaten habe man auf Initiative des Sicherheitsdienstes in der Albert-Einstein-Straße einen ebenfalls verstorbenen Mieter entdeckt. „Unsere Leute kannten ihn und wollten nach ihm schauen, weil von ihm nichts zu sehen und zu hören war“, erzählt Morgner. Der 56-Jährige aus der Otto-Dix-Straße sei den Wachmännern dagegen nicht bekannt gewesen.

Halles Sozialbeigeordnete Katharina Brederlow (SPD) äußert sich nicht zu Einzelfällen, macht aber deutlich, sie sehe auch die Nachbarschaft in der Pflicht, aufeinander achtzugeben. „Der Staat kann vieles machen, Verantwortung liegt aber auch bei der Zivilgesellschaft.“ Die Beigeordnete verweist auf viele hallesche Angebote, Einsamkeit zu entgehen: Treffs der Wohnungsunternehmen zum Beispiel, den Seniorenbesuchsdienst „Klingelzeichen“, Kultur- und Sportvereine und auf die Telefonseelsorge. „Da braucht man sich nicht einmal aus dem Haus zu begeben.“

Versiegelt: Die Wohnung ist noch nicht freigegeben. (Foto: Marvin Matzulla)

In dem Neustädter Fall sind die Behörden derweil weiter mit der Ermittlung der Todesursache beschäftigt. Die Staatsanwaltschaft strebe eine Obduktion an, berichtete Polizeisprecher Thomas Müller am Mittwoch. Es sei auch nicht abschließend geklärt, ob es sich bei dem Mann um den Mieter handelt. Nach MZ-Informationen geht man allerdings davon aus.

Neben dem Toten, der auf der Couch in seinem Wohnzimmer gelegen haben soll, fanden die Einsatzkräfte auch eine Katze in der Wohnung. Sie ist ins Tierheim gebracht worden.

Einbrecher schwer verletzt

Einbruch ins Zigarreneck Halle: Täter bei Flucht schwer verletzt

Am Hansering hat sich ein Mann bei einem Einbruch schwer verletzt. Er war zuvor in ein Tabakgeschäft eingedrungen und wollte große Mengen Zigaretten stehlen. Wie er gestellt werden konnte.

Durch dieses Loch in der Tür stieg der Einbrecher. (Foto: Marvin Matzulla)

In der Nacht zum Mittwoch hat es einen Einbruch in das Zigarreneck am Hansering gegeben.

Gegen 1.40 Uhr bemerkten zwei Mitarbeiter vom Sicherheitsmanagement Halle während ihrer Streifenfahrt den Einbruch in das Tabakgeschäft und alarmierten die Polizei.

Die verlorene Beute vor dem Zigarreneck. (Foto: Marvin Matzulla)

Beim Verlassen des Geschäfts durch die zuvor zerstörte Glastür hat sich der Täter schwer verletzt. Durch das Eingreifen des Sicherheitsdienstes hat der Mann die Beute vor der dem Objekt verloren und konnte in Richtung Hauptbahnhof flüchten. Noch in der Leipziger Straße konnte der Tatverdächtige dann durch Polizeibeamte gestellt werden.

Notarzt und Rettungswagen für den Tatverdächtigen. (Foto: Marvin Matzulla)

Wegen der schwere der Verletzungen musste neben einem Rettungswagen auch ein Notarzt zur medizinischen Behandlung an den Einsatzort kommen. Der Tatverdächtige hat nach MZ-Informationen tiefe Schnittwunden erlitten und wurde zu weiteren Behandlung unter Begleitung der Polizei in ein städtisches Krankenhaus gebracht.

Kapituliert hier der Staat

Ordnungsamt nach Einsatz in Halle-Neustadt in der Kritik

Am Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt reißen die Probleme mit den neuen Nachbarn aus Südosteuropa nicht ab. Warum sich nun Anwohner schockiert über das Verhalten des Ordnungsamtes zeigen.

Feuerparty im Innenhof des Braunschweiger Bogen. (Foto: MZ)

Die Probleme mit den neuen Nachbarn im Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt reißen nicht ab: Immer wieder gibt es Klagen über das Verhalten zugezogener Familien aus Südosteuropa. Seit zwei Jahren leiden die Anwohner unter Ratten, Dreck, Lärm und dubiosen Geschäften von Jugendlichen wie offenem Drogenhandel. Polizeieinsätze sind an der Tagesordnung.

Inzwischen häufen sich Hinweise, das Ordnungsamt werde nicht mehr tätig oder würde Beschwerden nur noch halbherzig nachgehen. Beispiel 4. Februar: Im Innenhof befand sich am späten Abend eine Gruppe junger Männer, an einer Feuerschale laut und fröhlich feiernd, auf dem Gehweg ein geparkter Pkw.

Auf einen anonymen Hinweis bei der Leitstelle des Ordnungsamtes hieß es, dass die Party auf dem privaten Grundstück des Hauseigentümers stattfinde und die Behörde daher nicht einschreiten könne. Als von dem auf dem Gehweg geparkten Pkw die Rede war, reagierte die Mitarbeiterin gereizt.

Sie beendete das Gespräch, als der Anrufer seinen Namen nicht preisgeben wollte, wie es die Anwohner aus Angst vor körperlichen Übergriffen oft nicht tun. Vier weitere Anrufe wurden einfach gar nicht mehr entgegengenommen, stattdessen der Hörer abgenommen und direkt wieder aufgelegt.

Widersprüchliche Aussagen

Die Stadt erklärt dazu auf MZ-Nachfrage: „Die Leitstelle der Abteilung Stadtordnung nimmt anonyme Anzeigen – auch telefonisch – auf. Über personenbezogene Einzelfälle können im Rahmen von Presseanfragen keine Auskünfte gegeben werden.“ Darüber hinaus verweist die Stadt bei Beschwerden auf das Internet-Meldeportal „Sag’s uns einfach“.

Erst als sich der MZ-Reporter mit sichtbarer Telefonnummer in der Leitstelle meldete, wurde die Beschwerde aufgenommen. Hierzu sagt die Stadt, ein Team des Ordnungsdienstes sei bereits nach dem ersten Anruf an den Ereignisort entsendet worden.

Vor Ort habe man eine Gruppe von mehreren Personen angetroffen. „Auf einem Privatgrundstück wurde eine Feuerschale betrieben, es wurde sich in normaler Lautstärke unterhalten, und das falsch geparkte Auto wurde nach Aufforderung durch das Ordnungsamt weggefahren.

Weitere Maßnahmen waren deshalb seitens des Ordnungsamtes nicht erforderlich.“ Das Ziel der Herstellung von Sicherheit und Ordnung sei insofern mit dem mildesten Mittel erreicht worden. Die Einsatzkräfte hätten damit unter Betrachtung des Gesamtsachverhaltes und des vorliegenden Verstoßes opportun gehandelt.

Eine Aussage, die Zeugen des Geschehens so nicht bestätigen. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten zwar gefragt, wem das Fahrzeug auf dem Gehweg gehöre, es sei aber nicht weggefahren worden. Auch nicht, als das Ordnungsamt abgerückt war, es wurde auch kein Verwarngeld erhoben.

Eine Anwohnerin, die ihren Namen wegen der Gesamtsituation nicht öffentlich nennen möchte, kommentiert den Vorgang so: „Jeder andere hätte bezahlen müssen. Die haben doch Angst, da rigoros durchzugreifen. Warum hat man nicht verlangt, das Auto sofort zu entfernen?“

Der Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt. (Foto: Marvin Matzulla)

Weiterhin teilt die Stadt mit, dass durch die Einsatzkräfte keine Lärmbelästigung festgestellt worden sei, so dass die gänzliche Untersagung der Party nicht angemessen gewesen wäre. Anwohner berichten dagegen von lautem Geschrei zumindest bis zum Eintreffen des Ordnungsamtes.

Natürlich seien die Personen beim Erblicken der Behördenmitarbeiter dann leise gewesen, wie die Anwohnerin ihre Beobachtungen weiter schildert. Aber offen bleibe die Frage, wieso bei mehrfachen Beschwerden nicht gehandelt oder die Party dann nicht doch untersagt worden sei. „So entsteht der Eindruck, das Ordnungsamt hat Angst, da durchzugreifen“, sagt die Anwohnerin.

Peter Scharz, Vorsitzender des besonders in Neustadt engagierten Mieterrats Halle, berichtet der MZ von ähnlichen Vorfällen. Bei ihm häuften sich Bürgerhinweise und Beschwerden über das Ordnungsamt, das Anrufe in dessen Leitstelle gar nicht erst entgegen nehme oder dass bei unbequemen Themen einfach aufgelegt werde.

Der Mieterrat fordere die Amtsleitung auf, die unkooperativen Angestellten des Ordnungsamtes schriftlich abzumahnen. Die Stadt antwortet zur von Scharz geschilderten und von der MZ festgestellten Situation: „Das Qualitätsmanagement der Abteilung Stadtordnung erhält neben Beschwerden auch positive Rückmeldungen zur Bürgerfreundlichkeit, so dass die genannten Sachverhalte nicht pauschalisiert werden können.“ Die Stadt gehe jedem Einzelfall und jeder Kritik individuell nach.

Lichtblick Sicherheitsdienst

Für viele im Viertel ein Lichtblick ist ein privater Sicherheitsdienst, auf Druck durch verängstigte Mieter aus den Nachbarhäusern vom Bauverein Halle engagiert. Von 18 bis 6 Uhr können die Mieter sich an den Streifendienst vom Sicherheitsmanagement Halle wenden, auch wird in unregelmäßigen Streifengängen der Innenhof überwacht.

„Seit der Sicherheitsdienst da ist, fühlt man sich hier schon etwas sicherer“, sagt die Anwohnerin im Gespräch mit der MZ weiter. Bleiben will sie dennoch nicht. Schon bald, im Frühjahr, wird sie wegen der anhaltenden Probleme wie andere Mieter vor ihr das Viertel verlassen und wegziehen. Es sei einfach kein ruhiges Leben mehr möglich, konstatiert sie bitter.