Zwei Straßen ein Problem

Ärger um Müll, Lärm und Ratten in Halle-Neustadt

In Halle-Neustadt wächst wieder der Unmut gegenüber Familien aus Osteuropa. Müll, Ratten und Lärm sind im Braunschweiger Bogen und im Wippraer Weg an der Tagesordnung.

Zwei Straßen, ein Problem: Familien aus Osteuropa sorgen in Neustadt für Unmut bei der Bevölkerung. Foto: Marvin Matzulla
Es sind die gleichen Bilder wie vor Jahren in der Silberhöhe, der Schlosserstraße und im Südpark. Nun im Braunschweiger Bogen und im Wippraer Weg in Halle-Neustadt. Ratten, Müll, Lärm und Dreck. Es geht um Familien aus Osteuropa, vornehmlich aus Rumänien und Bulgarien, die in zwei Straßen in Halle-Neustadt Einzug gehalten haben.

Über drei Jahre Probleme im Braunschweiger Bogen in Halle-Neustadt

Im Braunschweiger Bogen ist es mittlerweile ein seit drei Jahren anhaltendes Problem. Die MZ berichtete bereits mehrfach über die zwei sanierten Wohnblöcke am Rand von Nietleben. Der Verwalter Casa Con aus Kabelsketal versprach im Januar 2023, dass bald eine Besserung eintreten werde. Getan hat sich seither aber nicht viel.

Weiterhin wird auf den Grundstücken wild gegrillt und Feuer angezündet. Polizei- und Ordnungsamtseinsätze sind die Regel statt die Ausnahme. Auch ein florierender Autohandel soll sich in einem Innenhof des Braunschweiger Bogens etabliert haben. Doch hat der Verwalter wirklich nichts getan? Wie Christian Dichtl von Casa Con mitteilt, hat man seit der Verwaltungsübernahme 25 Wohnungen wieder in Besitz genommen. Weitere 36 Räumungen seien aktuell bei Gericht anhängig.

Verwalter Casa Con will im Braunschweiger Bogen durchgreifen

Man sei gewillt, durchzugreifen. So sei das Grillen grundsätzlich untersagt. „Der Sicherheitsdienst setzt hier die Hausordnung und die Vorgaben der Verwaltung um. Die Mieter aus dem Haus können die bekannte Telefonnummer des Sicherheitsdienstes rund um die Uhr anrufen. Die Hausmeister entsorgen regelmäßig den Unrat und den Grill“, so Dichtl weiter.

Doch Casa-Con-Mieter, die die Hotline wählen, gibt es offenbar sehr wenige, denn gestört fühlen sich vor allem die Mieter aus den direkt angrenzenden Wohnblocks der beiden Problemhäuser. „Wir haben hier keinen Sicherheitsdienst, den wir anrufen können. Und in dem Haus wohnen doch kaum bis gar keine normalen Mieter mehr, also wer soll da den Sicherheitsdienst anrufen?“, so ein Anwohner. Deshalb bleibe nur noch der Anruf beim Ordnungsamt oder der Polizei.

Ordnungsamt und Polizei sind Dauergäste im Braunschweiger Bogen

Die Einsatzzahlen der Behörden im Braunschweiger Bogen sind hoch. 2022 war das Ordnungsamt nach Angaben der Stadtverwaltung noch 365 Mal präventiv vor Ort. 190 Mal habe es Beschwerdeanrufe gegeben. Im Jahr 2023 zeigte das Ordnungsamt schon 430 Mal Präsenz. Zudem klingelte es 316 Mal, weil Mieter sich belästigt fühlten.

„Die Beschwerden bezogen sich auf verschiedene ordnungsrechtliche Verstöße, insbesondere widerrechtliche Lagerung von Abfällen, unzulässigen Lärm, Parkverstöße und unerlaubte Sondernutzung durch stillgelegte Fahrzeuge“, so Stadtsprecher Drago Bock. Auch die Polizei ist regelmäßig an den Problemblöcken zu Gange. Für 2022 sind 80 Einsätze vermerkt, 2023 99 – in diesem Jahr musste die Polizei schon 17 Mal zum Wohngebiet ausrücken.

Illegaler Bezug von leerstehenden Wohnungen?

Verwalter Dichtl erklärt die hohen Einsatzzahlen so: Das Verhalten der Mieter und der beauftragte Ordnungsdienst würden dazu beitragen, dass alle festgestellten Verstöße angezeigt wurden. Einen Zuzug von Störenfrieden, der nach Angaben von Anwohnern nach wie vor noch stattfinden soll, weist Dichtl indes von sich.

„Zuzug erfolgt nicht im Rahmen einer Neuvermietung. Eigenbezug von Wohnungen wird immer zur Anzeige gebracht. Wir vermieten schon seit Monaten nicht mehr neu. Müll wird von Bewohnern selbst auf das Grundstück geworfen oder dort entsorgt.“ Man sei der Hoffnung, dass mit der Durchsetzung der Räumungsverfahren „auch hier eine Besserung zu spüren ist“.

Zum florierenden Autohandel sagt die Stadt: Im Braunschweiger Bogen seien derzeit 13 Gewerbe angemeldet, darunter ein Gewerbe der „Fahrzeugüberführung“. Laut Dichtl soll es so einen Fahrzeugdienst nicht auf seinem Grundstück geben. „Der beschriebene Innenhof gehört nicht uns. Die Parkplätze und Wege dahinter sind nicht unsere. Unser Haus ist ein reines Wohnobjekt. Eine gewerbliche Nutzung ist nicht gestattet und wird von uns auch nicht gestattet“.

Die gleichen Probleme auch im Wippraer Weg in Halle-Neustadt

Ein ähnliches Bild zeichnet sich indes seit nunmehr über einem Jahr im anderthalb Kilometer entfernten Wippraer Weg ab. Müllberge, Ratten, Dreck und Lärm nehmen auch hier zu. Hier ist der aktuelle Verwalter die Ivere Property Management GmbH aus Gera. Eine Anfrage zu den Zuständen in dem Wohnblock und dessen Umfeld ließ das Unternehmen bisher unbeantwortet. Doch auch hier gehören Polizei und Ordnungsamt zu den Dauergästen.

Abgelegter Sperrmüll im Wippraer Weg in Halle-Neustadt. (Foto: Marvin Matzulla)

Der Bereich Wippraer Weg 1 und 2 wird seit geraumer Zeit regelmäßig zu unterschiedlichen Tageszeiten kontrolliert. Im Zusammenhang mit einem Brand im Oktober 2023 wurde das Objekt teilweise evakuiert und beräumt. Seitdem fanden verstärkte Kontrollen statt. Allein im Jahr 2023 war das Ordnungsamt zu 118 anlassbezogenen Einsätzen vor Ort, teilt die Stadt mit.

Sperrmüll liegt seit Wochen vor einem Wohnblock im Wippraer Weg. (Foto: Marvin Matzulla)

Doch die Stadt sagt auch, dass bei der Feststellung von Sperrmüll jeweils der Eigentümer oder der Verwalter unter Fristsetzung zur Entfernung aufgefordert werde. Folge er der Anordnung nicht innerhalb der gesetzten Frist, kämen Zwangsmittel wie Zwangsgeld oder auch Ersatzvornahme in Betracht. Das sei auch schon passiert.

Ziel sei es, eine Häufung von Müll oder Sperrmüll auszuschließen. Hier seien insbesondere Einwohner und Eigentümer in der Verantwortung. Das suggestiv und reflexartige „Zeigen“ auf die Stadt, die sich immer und sofort um „alles“ zu kümmern habe, sei hier unangemessen.

Zum Rattenproblem sagt die Stadt: Festgestellter Müll müsse unverzüglich entfernt werden. Gemäß der Schädlingsbekämpfungsverordnung sei immer der jeweilige Grundstückseigentümer für die Schädlingsbekämpfung zuständig.

Lage im Wippraer Weg in Halle-Neustadt: Hier fühlen sich die Ratten besonders wohl. (Foto: Marvin Matzulla)
Der Fachbereich Gesundheit der Stadt fordere die Eigentümer der Liegenschaft auf, die Ursachen für den Rattenbefall zu ermitteln, zu beseitigen und Maßnahmen zur Bekämpfung einzuleiten. Bei den genannten Objekten hat die Stadt auf ihren Flächen eine Rattenbekämpfung in Auftrag gegeben.